Das Projekt „WomEx“ | womex.org

Das Projekt „WomEx“

Diese Homepage ist eines der Arbeitsergebnisse des 2-jährigen (2014-15) ISEC-geförderten Projekts „Women / girls in violent extremism – WomEx“ des Berliner Vereins cultures interactive e.V.

>Hintergrund / Ziele
>Meilensteine
>Ergebnisse

Hintergrund / Ziele

Die Genderperspektive hat in der theoretischen und praktischen Auseinandersetzung mit ideologisch motivierten Gewalttaten, Rechtsextremismus und religiösem Fundamentalismus in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Jungen und Männer sind zwar mit einem Anteil von 80 bis 90 Prozent deutlich häufiger für Straftaten verantwortlich, aber die weiblichen Szeneangehörigen und Sympathisantinnen haben nicht nur ähnlich stark menschenverachtende Haltungen, sondern verüben auch ideologisch motivierte Rechtsverletzungen und Gewalttaten.

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Dabei nehmen Mädchen und Frauen teilweise spezifische Funktionen innerhalb „ihrer“ Szenen ein: Sie haben strategische Führungspositionen inne, geben den Anstoß für Gewalttaten, üben diese selbst (mit) aus oder liefern ideologische Legitimationen. Darüber hinaus stellen sie einen wichtigen Faktor für den sozioemotionalen Gruppenzusammenhalt dar.

Bislang existieren nur wenige systematische Erkenntnisse über genderspezifische Bedeutungszusammenhänge von biografischen, familiären, sozialen, milieuspezifischen Faktoren für die Affinität von Gewalt und extremistischen Ideologien von weiblichen Heranwachsenden. Dies gilt ebenso für genderspezifische Rollen- und Vergemeinschaftungsangebote für Mädchen und junge Frauen. Auch über genderspezifische Ansätze in der Präventions- und Interventionsarbeit in Strafvollzug, Bewährungshilfe und Sozialarbeit – im Bezug auf Frauen, aber auch auf Männer ist bisher wenig bekannt.

Vor diesem Hintergrund hat der Berliner Verein cultures interactive e.V. im Januar 2013 sein Projekt „Women / girls in violent extremism – WomEx” gestartet. Gefördert im Rahmen des EU-Programms „Prevention of and Fight against Crime“ (ISEC) des EU Home Office und von der Bundeszentrale für politische Bildung hat dieses Projekt während seiner 2-Jährigen Laufzeit folgende Ziele:

  • Überblick über existierende Interventionsansätze in der Arbeit mit gewaltbereiten/extremistischen Mädchen und Frauen im Alter von 12 bis 27 Jahren
  • Sammlung und Aufbereitung von Erkenntnissen zu Arbeitskontexten, Ansätzen, Methoden und Problembeschreibungen von Praktiker/innen, die in Gefängnissen, in der Bewährungshilfe und in Jugendhilfe-Maßnahmen bundesweit mit Mädchen und Frauen arbeiten
  • Fallstudien zu möglichen Interventionen und bewährten pädagogischen Ansätzen durch Interviews mit ehemaligen Straftäterinnen und gefährdeten weiblichen Heranwachsenden
  • Entwicklung von Richtlinien für genderspezifische, mädchenorientierte Ansätze der Deradikalisierung und Anti-Gewaltarbeit, Abgleich von relevanten Indikatoren der (De-)Radikalisierung mit dem aktuellen Forschungsstand
  • Entwicklung eines entsprechenden Qualifizierungsseminar für das FH-Studium
  • Aufbau eines Bundes- und EU-weiten Netzwerks für genderspezifische Deradikalisierungs- und Anti-Gewaltarbeit

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Meilensteine

  • 12./13.12.13 internationale Fachtagung „Frauen, Mädchen und Genderperspektiven in Extremismus _Geschlechterspezifische Ansätze in Prävention und Intervention“ in Berlin
  • Internationale Vernetzung: War der Blick von WomEx zunächst nur auf Deutschland gerichtet, so hat sich durch die Zusammenarbeit mit der RAN-Derad Arbeitsgruppe schnell eine Ausweitung über die Grenzen Deutschlands hinaus ergeben. Anstoß war hier der WomEx-Fachaustausch im Dezember 2013, der gleichzeitig auch ein Arbeitsgruppen-Treffen von RAN Derad war.
  • Die zweisprachige Homepage womex.org geht in der 2. Hälfte 2014 online. Hier finden sich die Arbeitsergebnisse von WomEx aufbereitet, sowie Informationen zu Veranstaltungen/Fortbildungen zum Thema und Aktivitäten unserer Partner_innen. An der Schnittstelle von Praxis und Wissenschaft fungiert die Homepage als bundesweite und internationale Plattform für Information und Vernetzung.
  • Erprobung von Fortbildungsmodulen für verschiedene Zielgruppen: 2. Halbjahr 2013: zweitägige Fortbildungen für Fachkräfte der Sozialen Arbeit zum Thema Rechtsextremismus und Gender in Thüringen und Sachsen, 1. Halbjahr 2014 Fortbildungserprobungen für Lehrer_innen in der beruflichen Ausbildung sowie Studierende der sozialen Arbeit an der University of Applied Sciences in Frankfurt (Main).
  • 30.09.-02.10. WomEx-Abschlusskonferenz in Frankfurt (Main)

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Ergebnisse

Arbeitsfelder

Identifizierung von Arbeitsfeldern, in denen wir gefährdeten Mädchen und Frauen begegnen; Beschreibung genderspezifischer Anforderungen in diesen Arbeitsfeldern

Sammlung erfolgreicher Praxis und Methoden

Erfolgversprechende Praxis und genderbewussten Methoden für die Arbeit mit rechtsextremen, religiös-fundamentalistischen, gewaltaffinen (jungen) Frauen und Männern, inklusive Elternarbeit; Empfehlungen für die Arbeit mit rechtsextremen, religiös-fundamentalistischen, gewaltaffinen Menschen, Erweiterung der Handlungsfelder für die Distanzierung in den Bereichen Jugend- und Familienhilfe

Differenzmodell

Grafik Sozialisierungs-, Hinwendungs- und Distanzierungsprozesse; Fallbeispiele entlang des Differenzmodells zusammengetragen durch Fachgespräche, narrative Interviews und teilnehmende Beobachtung

Fortbildungsangebote

Im Rahmen von WomEx wurden verschiedene Fortbildungen entwickelt und erprobt und in das Fortbildungsangebot von cultures interactive e.V. aufgenommen wurden

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> Background / Aims
> Milestones
> Results and findings

Background / Aims

The neo-Nazi terrorist death squad NSU (national socialist underground/ Nationalsozialistischer Untergrund) which was uncovered in 2011 in Germany after having killed ten people – nine of which were perceived foreigners – in execution manner, over a period of some twelve years, while also producing denigrating and cynical videos about their victims, consisted of two men and one woman. The NSU gang was part of a wider under-cover militant neo-Nazi network, encompassing approximately 20% females, with tendency to rise.

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Contrary to general perception, girls and women have long proven capable of fierce physical attacks, from their teenage days on, and have engaged in various sorts of terrorism throughout Europe. Moreover, women in violent extremist movements seem to assist in preparing and committing crimes, provide ideological support, and strengthen the social cohesion within the movement. This is particularly true for the current development of mainstreaming in which rightwing extremist attitudes and lifestyles infiltrate the middle classes in certain parts and districts of Germany and firmly install xenophobic, hateful and anti human rights stance in general community discourses. Here women seem to play a crucial role.

We do not yet know enough about how and why quite a few young women move into violent extremism – while, in general, women, mothers, families are regarded powerful factors of prevention. Above all, however, we don’t know much about what the gender aspect may mean methodologically for employing impactful interventions of deradicalisation and hate crime rehabilitation – be it in prison, probation or community, both with women and men.

Nevertheless, there appears to be many pockets of specialized experience on the part of first-line practitioners throughout Europe who work directly with violent and/or extremist girls and women in various work areas and milieus – be they afflicted by political, religious or any comparable form of violent extremism. These colleagues need to be brought together and exchange about their work experiences and principles.

Plus, existing best practice research in deradicalisation and hate crime work with men has in various instances given evidence indicating that issues of gender, family, biography, and social milieu may be of particular importance for processes of deradicalisation and rehabilitation. Especially in Germany there seems to have developed a rather solid tradition of gender methods in the prevention of hate crime and violent (rightwing) extremism.

Not coincidentally, the first movie about a young neo-Nazi women – “Die Kriegerin”/ “Combat Girl” – was released in February 2012 in Berlin, thus signaling a general readiness of both public and specialized practitioner discourse to more intensely investigate gender methods in deradicalisation.

The two-year ISEC national starter measure WomEx will:

  • identify existing pockets of specialized knowledge about interventions with violent extremist girls/ women – mostly in right-wing extremism and general hate crime offenses
  • identify and interview practitioners, statutory or grass-roots organisations‘ practitioners, who work in women prisons, correction-, pre-arrest- and probation institutions, and in preventative community and NGO organisations,
  • interview female ex-offenders/ at-risk young people about the patterns of female radicalisation, the function of girls/ women in violent extremist milieus, and disengagement experiences,
  • produce case study materials about successful interventions, good practice and lessons learned,
  • describe the first-line practitioners‘ work-contexts, approaches, methods/tools, and levels of awareness, and identify issues/ criteria of quality control,
  • develop guidelines for deradicalisation and anti hate crime work with girls/ women,
  • estimate to what extent women prisons are places of radicalisation, and formulate recommendations
  • compare existing research and identify added value from deradicalisation work with girls/ women – and pursue indications as to whether sustainable measures need to be ‚inter-sectional‘ and ’systemic‘ in nature, i.e. incorporate issues of gender, biography, race, class, group dynamic and family history,research intrinsic interrelations of “women as victims and perpetrators”,
  • probe assumptions about a ‚female deradicalisation potential‘,
  • acquire female ‘deradicalising narratives’ (formerly called ‘counter narratives’) from girls/ women who disengaged and cooperate with website tools of deradicalising narratives (EDNA),
  • cooperate with the Radicalisation Awareness Network (RAN) inaugurated by the EC, DG Home Affairs
  • liaise with university research and prepare application for additional academic funds
  • identify possible partner organisations in some neighbour countries, meet for practitioner exchange, and prepare a strategy for transfer and network building
  • and prepare for building up an EU-wide network on deradicalisation and gender issues.

Drawing on CI’s and affiliates‘ previous EU best practice research and interventions‘ development, cooperating with the Radicalisation Awareness Network (RAN, EU Home Affairs), liaising with the OSCE-ODIHR, consulting with specialized academicians (Prof. Michaela Köttig’s “Net of Researchers on Women in Neo-Nazism”) and practitioner experts, the WomEx-project will use methodologies from qualitative-empirical social, biographical, and action research.

Stakeholders/ participants are: deradicalisation practitioners/ trainees, law enforcement, (public) policy planers, NGOs, legal practitioners, university researchers/ experts, the media/ civil society – and the primary target group: young females and males in vulnerable sectors of European societies

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Milestones

  • 12./13.12.13 International conference “Women, Girls and Gender Perspectives in Extremism _ Gender-Specific Approaches in Prevention and Intervention” in Berlin
  • International Networking: Initially, WomEx only focussed on Germany but, through its cooperation with the RAN Derad working group, it quickly expanded beyond the borders of Germany. The impetus was the WomEx expertise exchange in December, 2013 which was also simultaneously a RAN Derad working group meeting.
  • The bilingual website womex.org goes online in the second half of 2014. The work results of WomEx are found here, as well as information about events / trainings for the topics and activities of our partners. An interface between science and practice, the homepage acts as a nationwide and international platform for information and networking.
  • Testing of training modules for different target groups, second half of 2013: two-day training for social work professionals on right-wing extremism and gender in Thuringia and Saxony. First half of 2014: training trials for trainee teachers as well as students of social work at the University of Applied Sciences in Frankfurt/Main.
  • 30.09.-02.10. WomEx final conference in Frankfurt/Main

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Results and findings

Fields of work

Identify fields of work where we come into contact with vulnerable girls and women; describe gender-specific needs for these fields of work.

Collection of best parctices and approaches

Gender-specific difference model on socialisation, turning and distancing processes

Socialising, conversion and distancing processes as well as case examples along a difference model brought together with expert discussions, narrative interviews and participant observation.

Further training

As a part of WomEx, further training for pedagogic skilled personnel and multipliers has been developed and tested. A one to two-day workshop format has been created which is aimed at different target groups

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